Freitag, 18. Dezember 2009

Derwisch

Gestern war der Todestag von Dschalal ad-Din Muhammad Rumi, der in Konya gestorben ist. Er war ein islamischer Mystiker und einer der bedeutendsten persischen Dichter des Mittelalters. Von seinen Derwischen und auch späteren Anhängern wird er Maulana, „unser Herr/Meister“ genannt. Nach ihm ist der Maulawīyah-Derwischorden benannt.



Die Lehre Maulanas (Rumis) basierte darauf, dass er die Liebe als die Hauptkraft des Universums ansah. Genauer gesagt ist das Universum ein Harmonisches Ganzes, in dem jeder Teil mit allen anderen in einer Liebes-Beziehung steht, die wiederum einzig und allein auf Gott gerichtet ist und nur durch seine Liebe überhaupt Bestand haben kann. Gott durch Liebe näher zu kommen ist für Maulana, wie für die meisten Sufis, der Weg zur wahren Erfüllung im Leben. Der Grund für seine Berühmtheit ist, dass er die Fähigkeit besaß, diese Lehre in Poesie unübertroffener Schönheit wiederzugeben.

Dabei wurden wir auf der Fotogala von der Derwischtänzerin auf Elenas Foto zur Ehrung Maulanas, zu einer Sema-Zeremonien eingeladen. Nur an diesem Tag darf diese in der Türkei ausgeübt werden, da sie seit September 1925 von Atatürk, dem Gründer der Türkischen Republik, mit sämtlichen anderen religiösen Aktivitäten durch einen Beschluss der großen Türkischen Nationalversammlung verboten worden ist. In Istanbul werden ansonsten abgewandelte Formen, die den Fokus auf den Tanz setzten, für Touristen veranstaltet.



Die Zeremonie dauerte etwa vier Stunden, fand in einem Art Gebetstraum statt, von Musik, Geschichten über Maulana, Gebeten, dem abschließendem Tanz begleitet und durch ein gemeinsames Essen abgeschlossen. Derwische praktizieren den Sufismus und gelten als Quelle der Klugheit, der Heilkunst, der Poesie, der Erleuchtung und der Weisheit. Die Bezeichnung kommt aus dem persischen Wort Darvish, das normalerweise einen asketischen Mönch bezeichnet. Der Begriff Derwisch selbst leitet sich vom persischen Wort („Tor“, „Tür“) ab, ein Sinnbild dafür, dass der Bettler von Tür(schwelle) zu Tür(schwelle) wandert. In der sufischen Symbolik bedeutet dies auch die Schwelle zwischen dem Erkennen der diesseitigen irdischen und materiellen, gegenüber der jenseitigen, göttlichen Welt.





Der ekstatische Derwischtanz, gilt als eine der körperlichen Methoden, in religiöse Ekstase zu verfallen und mit Allah in Kontakt zu kommen. Für die Mevlevis handelt es sich aber dabei, um eine Form des Gebets, in der man die Möglichkeit hat, sich der Welt komplett zu verschließen und Gott näher zu kommen. Am Anfang eines Tanzes steht der Sheikh auf einem roten Fell, das den Mittelpunkt der Welt darstellt. Die Tänzer tragen einen schwarzen Umhang über dem weißen Gewand. Der Umhang symbolisiert das Grab und der Hut den Grabstein. Nach der Segnung durch den Sheikh und somit der Auferstehung aus dem Grab legen sie das Grabtuch ab und beginnen zum Klang der Ney sich zu drehen. Die rechte Handfläche zeigt nach oben um den Segen Gottes zu empfangen, die linke Handfläche zeigt nach unten um den Segen in dieser Welt zu verteilen.





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